Eigenverantwortung statt Verbote
Strengere Regeln: Söders Vorstoß sieht man an der handyfreundlichen Realschule kritisch
Natürlich lenkt das Smartphone ab, wenn es in Reichweite auf dem Tisch liegt, überlegt Alexander Peintinger. Wie zum Beweis unterbricht ihn das Geräusch einer empfangenen Nachricht. Kurz verliert er den Faden. Peintinger ist es deshalb wichtig, verantwortungsvoll mit dem Handy umzugehen – zu Hause, aber auch im Unterricht und in den Pausen. Die Realschule als handyfreundliche Schule beweist seit über zehn Jahren, dass dieses Konzept funktioniert. Dass Ministerpräsident Markus Söder nun strengere Regeln im Umgang mit Handys an Schulen fordert, findet der Rodinger Direktor überzogen.Handys gehören zum Alltag. Warum nicht also auch zur Schule? Dafür aber gelten an der Konrad-Adenauer-Realschule gewisse Bestimmungen, die zum Großteil eingehalten werden, bilanziert Peintinger. „Das klappt sehr gut.“ Grundsätzlich gilt, dass das Handy während des Unterrichts im Flugmodus bleibt, solange es keine anderslautende Anweisung des Lehrers gibt. Ab und an werden die Smartphones für Gruppenarbeiten, kurze Recherche oder zum Mitlesen von Liedtexten im Musikunterricht genutzt. Ansonsten stehen den Lehrern Tabletwagen mit einem kompletten Satz Endgeräten zur Verfügung, die sie für die Nutzung im Unterricht mit in die Klassen nehmen können.Tablets für Schüler ab der achten KlasseIm Zuge der Digitalisierung soll ab der achten Klasse künftig eine Eins-zu-eins-Ausstattung erfolgen, schildert Peintinger die Pläne aus dem Kultusministerium. Heißt konkret: „Eltern können den Kindern schon zu Weihnachten ein Tablet unter den Christbaum legen und dafür einen Zuschuss von 350 Euro beantragen“, erklärt Peintinger. Ein entsprechender Elternbrief mit den Modalitäten und Förderkriterien wird gerade vorbereitet. Ziel ist es, die Eins-zu-eins-Ausstattung der achten Klassen zum Halbjahr umzusetzen, anschließend auf die neunten und zehnten Klassen auszuweiten und das Tablet so gezielter im Unterricht zu verwenden. Dass dies nicht in jedem Fach der Fall sein kann, dass dies nicht jeder Lehrer gleich handhabt und dass Tablets keine Schulbücher ersetzen, sollte in der Diskussion jedem bewusst sein, nimmt Peintinger den Kritikern den Wind aus den Segeln.Auch bei der Konzeption der handyfreundlichen Schule haben sich die Befürchtungen nicht bestätigt, schildert der Direktor anhand eines ganz praktischen Beispiels. Der Notenschnitt in allen Fächern der Abschlussprüfung lag an der Rodinger Realschule nicht nur im vergangenen Schuljahr über dem oberpfälzer und dem bayerischen Durchschnitt.Plan bei Handyverbot liegt in der SchubladeDie Handynutzung an der Schule sei übrigens mit der bayerischen Schulordnung konform, betont Peintinger, während er aus dem Bayerischen Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen, kurz BayEUG, zitiert. Dort ist in Artikel 56, Absatz fünf die Nutzung von Smartphones geregelt. Sollte es tatsächlich zu einem Verbot über die Grundschule hinaus kommen, wie es Markus Söder kürzlich bei der Herbstklausur der CSU-Landtagsfraktion im oberfränkischen Kloster Banz gefordert hatte, wäre die Realschule vorbereitet.Dies würde die fünften, sechsten und siebten Klassen betreffen. Peintinger berichtet von Klassentresoren, in die die Smartphones bei Unterrichtsbeginn eingeschlossen werden. Ob die Schüler dadurch weniger abgelenkt werden, findet Peintinger fraglich. Auch ob ein Verbot bis zur siebten Klasse sinnvoll erscheint, wenn der Freistaat ab der achten Klasse Tablets bezuschusst, lässt der Direktor dahingestellt. Für ihn ist ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Smartphone – übrigens auch mit Künstlicher Intelligenz, die immer mehr zum Thema wird – entscheidend. Das beginnt schon im Elternhaus.
(Quelle: Chamer Zeitung vom 08.10.2025)


















